Von Kolumbien nach Panama

In Capurgana tauchen zu gehen war der Plan und der eigentliche Grund warum wir überhaupt in diese Region gereist sind. Das Speedboot sollte morgens um halb 9 losfahren um vor dem Mittag Capurgana zu erreichen. Am Vormittag sei der Wellengang nicht so tragisch. Nach kolumbianischer Zeit, mit einer Stunde Verspätung, fuhren wir los. An irgendeiner Kontrolle fehlte eine Unterschrift auf den Papieren, was uns zurück in den Hafen zwang und nochmals 40 Minuten warten liess. Viel zu spät legten wir endlich los. Dazu muss ich noch erwähnen, dass wir die letzten waren die in das Boot einsteigen konnten, da ein Immigrationsheini unsere Pässe kontrollieren wollte. Somit sassen wir beide in den vordersten Reihen. 

Bereits nach den ersten 10 Minuten waren wir beide bis auf die Unterhosen nass. Ca. nach einer halben Stunde erreichten wir das offene Meer. Jesses Maria 6 Meter hohe Wellen warteten auf uns. Da wir gegen die Wellen fuhren, sprang unser Motorboot teilweise unglaubliche Höhen und schmetterte uns wieder auf die Bänke beim Aufprall auf der nächsten Welle. Das Ganze ging 1.5 Stunden gut bis es mir einen unglaublichen Schlag in den Rücken verpasste, der mich laut aufschrien liess. Mitten auf dem Meer kann nicht viel gemacht werden, entweder die gleiche Strecke zurück oder fortfahren. Nach weiteren 40 Minuten kam der zweite enorme Aufprall und der Schmerz war fast unaushaltbar. Das Schiff wurde gestoppt und ich konnte nach hinten neben den Kapitän sitzen, wo der Aufprall geringer sein sollte. Mit jeder Minute wurden die Wellen höher, so war es mir. Und immer noch 50 Minuten bis ans Ziel. Plötzlich wurde das Boot nochmals gestoppt und Rudi kam nach hinten geklettert. Auch sie kriegte einen hammermässigen Schlag ab, als es die Passagiere während einer Welle von den Bänken hebte und dann wieder runter prallen liess. Plötzlich fuhren wir paralell zu einer 6m hohen Welle, die über unserem Schiff brach - das wars jetzt dachte ich. Keine Ahnung wie der Kapitän uns aus dieser Welle wieder rausgeholt hat, ich hatte die Augen geschlossen. Endlich nach 3-4 Stunden, die sich wie einen ganzen Tag angefühlt hatten, erreichten wir Capurgana. Unfähig uns richtig zu bewegen setzten wir uns erstmals an den Hafensteg und warteten. Wahnsinn was wir gerade erlebt hatten. Unsere Rücken schmerzten grausam. Im Hostel erzählte uns eine Frau, dass vor zwei Tagen ein Boot gesunken sei. Sie lachte, wir könnten ja schwimmen und hätten Schwimmwesten an, alles halb so schlimm. Ich weiss nicht ob die Kolumbianer sich das gewohnt sind, aber für uns war das ein Horror-Trip, den wir nie empfehlen würden. 

Für uns war klar, in so ein Speedboot kriegt uns keiner mehr rein. Entweder wir finden jemanden der mit uns nach Panama segelt oder wir fliegen raus. In dem kleinen Ort gab es einmal pro Woche  einen Flieger. Via Hostel kamen wir auf Rudy. Der Südtiroler fährt die Strecke schon seit über 4 Jahren. Infolge eines Sturmes vor Cartagena konnte er nicht fortfahren und stoppte in Sapzurro. Unser Glück. Wir vertrauten Rudy sofort und vereinbarten am übernächsten Tag mit ihm unsd seiner Freundin Jamile los zu legen. Rudy's Segelschiff lag in der nächsten Bucht, welche man zu Fuss über den Hügel innert 1,5 Stunden oder via Motorboot in 20 Minuten erreichen kann. 

Natürlich wollten wir unter keinen Umständen das Boot nehmen. So entschieden wir nur unser Gepäck zu schicken, mit der Hoffnung dass dieses auch ankommt. An dem besagten Morgen waren die Wellen so hoch, dass keine Schiffe fuhren. Wir mussten über 2 Stunden warten, bis ein Schiff auftauchte und nach Sapzurro fuhr. Froh darüber nicht das Boot nehmen zu müssen, marschierten wir über den Hügel und erreichten das verschlafene Nest, Sapzurro. Irgendwo im Dorf wurden unsere Rucksäcke untergestellt. So machten wir uns auf die Suche nach der Kirche, den da in der Nähe sollten wir fündig werden. Und siehe da in einem Restaurant standen unsere in Plastiksäcke eingepackten Rucksäcke ;) Immerhin hat das geklappt. 

Auf dem nächsten Hügel befindet sich eine Passkontrolle (ein Palmenhüttli und ein Herr), denn auf der anderen Seite ist bereits Panama. Der Ort ist unwahrscheinlich klein, hat aber mitten am Strand einen für Südamerika grossen Duty Free Shop :) 24 Bier für 15 Dollar. Super oder? :)


Die Segeltour

Überglücklich bezogen wir unsere Kabine. Wir hatten ein Segelschiff, welches bis zu 8 Passagieren mitnehmen kann, für uns alleine :) Ein Paradies. Gemäss Rudy lagen ca. 15 Segelstunden vor uns, bevor wir die San Blas Inseln vor dem Festland Panama erreichten. Erst konnten wir aber den Abend und den nächsten Morgen geniessen, bevor wir auf ins Meer stachen. 

Immernoch 6 Meter hohe Wellen, jedoch schaukelte sich das Schiff ohne aufzuprallen von Welle zu Welle. Töpfe flogen umher und auch mein Magen schaukelte zu stark. Aber immernoch 100mal lieber als auf einem Speedboot zu sitzen. Schlafen fiel unter diesen Umständen relativ schwer :) Deshalb waren wir heilfroh, als wir morgens gegen 7 Uhr dann die erste San Blas Insel erreichten. 

Ab diesem Moment genossen wir paradiesische Stunden an einsamen weissen Sandstränden. Sassen unter Palmen und genossen das Schwimmen im stahlblauen Meereswasser. Wir wurden jeden Tag mit frischem Fisch verwöhnt. An dieses Leben hätten wir uns gewöhnen können. :) Ruhige Nächte, relaxen auf dem Boot, an die Strände der kleinen Inseln schwimmen. Ein Traum. 

Auf den Inseln wohnen Indianer, die die Inseln besetzen, damit diese niemand weg nimmt. Den auch die Indianer wissen mitlerweile, das solche Inseln viel Wert haben. Bereits die Hälfte der Indianer leben in Panama City und man geht davon aus, dass die Inseln früher oder später verkauft werden und riesen grosse Hotelanlagen auf die Inseln gestellt werden. Eine schreckliche Vorstellung. 

Die Einreise nach Panama erfolgte auf einem Immigrationsbüro auf einer kleinen Insel, Porvenir genannt. In Panama kann man nur einreisen, wenn man ein Rückflug Ticket besitzt. Für alle Einreisenden mit dem Schiff wurde ein anderes Gesetz erfunden von den Indianern. 

Es gibt keine offiziellen Schriftstücke, welche folgendes besagen:

Wer über das Wasser in Panama einreist und innert 72 Stunden das Land mit einem Flugzeug verlässt (man muss ein Flugticket vorweisen können) bezahlt keine Einreisegebühren. Wer für 90 Tage bleiben will, bezahlt 100 Dollar. 

Und nun die offiziellen Bestimmungen:

Wer einreist kriegt bis zu 180 Tagen Aufenthalt ohne jegliche Gebühren zahlen zu müssen. Auch hier muss zwar ein Rückflug oder Busticket vorgewiesen werden können, aber das ist auch alles. (Landweg und Flugzeug, von speziellen Wassereinreisen steht nirgendwo was)

Nun gut. Wir kreirten im Vorfeld ein Flugticket auf dem Word um die 100 Dollar sparen zu können. Die Weiterreise nach Costa Rica war dann innert den 72 Stunden geplant. Die Rückeinreise nach Panama war ebenfalls geplant, denn dann hätten wir ohne irgendwelche Auflagen und Kosten zu haben bleiben können. 

Wir genossen unsere zwei Tage in Panama Stadt und waren total beeindruckt wie modern die Stadt ist und vorallem wie sauber. Sogar das Toilettenpapier konnte teilweise in die Toilette geworfen werden. Völlig faszinierend für uns.:) Auch den Panama Kanal haben wir besucht. Völlig überwältigend was für Schiffe da passieren und wie das ganze System funktioniert. Vom Atlantik in den Pazifik hat es 3 Schleusen, der ganze Kanal ist 80km lang. Um von der einen Seite zur anderen zu gelangen muss man 8-10 Stunden einrechnen. Der Kanal erspart den Schiffen enorm viel Zeit. Untenrum wäre es ohnehin viel zu gefährlich.

Nach den zwei Tagen nahmen wir den Nachtbus nach Changinola, was kurz vor der Costa Ricanischen Grenze ist. Wir mussten um 8:21 Uhr morgens ausreisen. Natürlich gab es einen schrecklichen Unfall auf der Strasse und wir standen zwei Stunden still. Ein Auto kam ab der Strasse und fiel 200m tief. Zwei Personen starben sofort, die Dritte schwer verletzt. 

Zu spät standen wir an der Grenze. Die Zeit interessierte die Zollbeamten jedoch nicht, die Herrschaften erklärten, dass wir auf ein anderes Amt müssten und je 100 Dollar bezahlen müssten. In den 72 Stunden hätten wir die 100 Dollar bezahlen müssen, eine Ausreise ohne 100 Dollar zu bezahlen existiere nicht. Alle Einwohner waren aber unserer Meinung und schickten uns zur Polizei. So rannte ich bei der Polizei an. Auch der Scheff war erstaunt, dass wir 100 Dollar bezahlen sollten und rief auf dem Immigrations Amt an. Die Herrschaften diskutierten irgendetwas, was ich nicht verstand. Ich solle zurück gehen war die kurze Antwort die ich kriegte. Auf dem Immigrations Amt wurde mir wieder der gleiche Müll erzählt wie vorher. Ausreisen konnten wir auf keinen Fall so viel war klar. Es war Sonntag und die Büros um die 100 Dollar zu bezahlen hatten geschlossen. So fuhren wir nach Bocas del Torre, wo wir sowieso nach der Wiedereinreise hingehen wollten. 

Am nächsten Tag kontaktierten wir dann die Schweizer Botschaft, die natürlich nichts von dieser spasstischen Regel wussten. Nach einigen Abklärungen kriegten wir einen Rückruf. Sie hätten zwar noch nie was davon gehört, auch nicht dass Schweizer nur 72 Stunden bleiben dürfen. Wir sollen aber dennoch die 100 Dollar bezahlen. Was ist das den Bitteschön für eine Hilfe?  

Was wir hier erlebt haben ist unglaublich. Wir raten allen Reisenden mit dem Flugzeug nach Panama einzureisen. Den am Flughafen gibt es keine Probleme und es kann auch nicht jeder machen was er will. 


Bocas del Torre

Tja nachdem uns die Ausreise verweigert wurde, fuhren wir nach Bocas tel Torre. In diesem kleinen Hippie-Dörfchen fühlten wir uns wohl. Nachdem wir die 100 Dollar pro Person bezahlt hatten, konnten wir die Sache abhaken und vergessen. Die ersten beiden Tage war das Wetter in Bocas regnerisch, so konnten wir die Tage mit Nichtstun geniessen und völlig entspannen. Mit jedem Tag, an dem wir keine grossen Sprünge machten, wurden unsere Rückenschmerzen weniger, bis wir uns schliesslich gesund genug fühlten eine eintägige Segeltour zu machen. Wir fuhren gegen 10 Uhr mit dem Katamaran zur Delfin Bucht und konnten auch einige Delfine beobachten. Leider nicht so viele wie erwartet. Danach stand Mangroven-Schnorcheln auf dem Programm. Ich habe wohl noch nie ein so tolles Reef gesehen. Die Pflanzen waren so farbig und vielfältig, hervorragend. Riesen grosse Seesterne klebten an den Pflanzen, kleine wie grosse Fische schwammen vorbei und wenn wir zu nahe an die Mangroven schnorchelten wurde es mir richtig ungeheuer. Die Äste verdunkelten das Wasser und alles sah ein wenig mystisch aus. Der Ausflug hat sich sehr gelohnt. Am meisten freuten wir uns aber, dass unsere Rücken wieder beinahe schmerzen los bewegbar waren. :)


Seesternen Strand

Am nächsten morgen düsten wir mit den gemieteten Rollern zum Seesternen Strand. Die Strasse führte durch den Jungle zum anderen Ende der Insel. Unglaublich stahlblaues Wasser erwartete uns. Mit unserem selbstgemachtem Reis Salat im Gepäck legten wir uns an den Strand. Die Palmen reichten bis ans Meer, paradiesischer hätte es kaum sein können. 

Panama hat unheimlich schöne Sandstrände und enorm klares Wasser, nur mit den Einheimischen konnten wir uns teilweise nicht sehr gut anfreunden. Männer waren uns gegenüber viel offener und freundlicher als Frauen. Auch bei der Ausreise aus Panama. Rudi wurde von einem Mann bedient, der hat keine Fragen gestellt und einfach den Stempel gemacht. Ich war bei einer Frau und musste bei der Ausreise meinen Gelbfieber Impfausweis zeigen. Vermutlich hätte sie mir eine Busse verpasst, denn dann noch eine Impfung zu machen wenn ich das Land ja verlasse, wäre sinnlos gewesen. Naja, wir waren nun in Costa Rica :)